Zu Besuch an der wilden Lippe

Bezirksregierung bietet Führungen an

Detmold (17. August 2022). Die Bezirksregierung Detmold bietet eine Reihe öffentlicher Führungen zu dem renaturierten Abschnitt der Lippe bei Paderborn-Sande an. Dort haben sich inzwischen typische Tier- und Pflanzenarten angesiedelt. Der Fluss ist dabei, die Auenlandschaft ständig zu verändern. Interessenten können sich Flora, Fauna und Gewässer bei den Führungen vor Ort anschauen. Los geht es im September.

17.08.2022

Grundsätzlich gilt: Der Renaturierungsbereich ist Naturschutzgebiet und darf nicht betreten werden. Darauf legen die zuständige Naturschutzbehörde beim Kreis Paderborn und Projektleiterin Anna Morsbach von der Bezirksregierung großen Wert. Doch außerhalb der Brutzeit sind Ausnahmen möglich. Morsbach: „Es gibt bereits großes Interesse, sich das spannende Gebiet vor Ort anzuschauen. Jetzt ist es uns endlich möglich, öffentliche Führungen anzubieten.“

Die aktuelle Trockenzeit ist auch für die renaturierte Lippe eine große Belastung. Aber: Pflanzen steht ein vielfältiger Lebensraum zur Verfügung, Tiere finden genügend Rückzugsorte. „Der renaturierte Abschnitt ist sehr dynamisch und abwechslungsreich. Er bietet ohnehin teils extreme Lebensbedingungen, in dem sich nur spezialisierte Arten einrichten können“, erklärt Anna Morsbach. Das mache das Gewässer insgesamt sehr widerstandsfähig – sowohl bei Trockenheit als auch bei Hochwasser. 

Bagger schaffen Naturraum

Die Bezirksregierung Detmold hatte während einer achtmonatigen Bauphase die künstlich befestigten Ufer der Lippe entfesselt und den begradigten Verlauf in ein geschwungenes Fließgewässer umgestaltet. Seit April 2021 kann sich die Lippe auf einer Auenfläche von rund 14 Hektar ausbreiten. Der neue Lippeverlauf wurde von ursprünglich 650 Meter auf 1.300 Meter Länge verdoppelt. 

Sofort nach Ende der Bauarbeiten hatte sich die Lippe an die Arbeit gemacht und sich in dem leichten Sandboden ihr eigenes Flussbett geschaffen. Innerhalb kürzester Zeit entstanden zahlreiche Inseln, Sand- und Kiesbänke. Mittlerweile gibt es steile Uferwände, aber auch sanft auslaufende Uferbereiche. An manchen Stellen ist das Wasser tief, an anderen sehr flach und rauschend. Regelmäßig wird ein Teil der Aue von Wasser überflutet. Immer wieder kommt die Landschaft so in Bewegung und verändert sich. Auf diese Weise entstehen auf kleinstem Raum eine große Anzahl unterschiedlicher Lebensräume. 

Vielfältige Tier- und Pflanzenwelt entwickelt sich 

Lebensräume, die gut angenommen werden: Viele Vogelarten nutzen die Flächen für die Brut und zur Aufzucht der Jungen. Darunter sind Flussregenpfeifer, Kiebitze und Austernfischer. Zugvögel wie Kampfläufer und Grünschenkel machen Rast. Auch unter Wasser entsteht Vielfalt: Dieses Jahr wurden bereits zwölf Fischarten nachgewiesen. Viele von ihnen waren Jungfische, die sich auf den Kiesbänken entwickelten. Den Grund der Lippe besiedeln mit Wasserehrenpreis, Wasserstern und Flutender Wasserhahnenfuß typische Pflanzen für dieses Gewässer. An den Ufern wachsen Erlen, Weiden, Wasser-Minze und Blutweiderich. Viele von ihnen sind auf den Wechsel zwischen Überstauung und Trockenfallen angewiesen. 

Termine und Anmeldung

Wer an den Führungen teilnehmen möchte, muss sich namentlich per E-Mail an „post54[at]brdt.nrw.de (post54[at]brdt[dot]nrw[dot]de)“ (Betreff: Lippe-Führung) oder telefonisch unter 05231 / 71 54 36 anmelden. Die Termine sind am 9. und 16. September um 14 Uhr und 16 Uhr, 30. September um 16 Uhr, 21. Oktober um 14 Uhr und 16 Uhr sowie 4. November um 14 Uhr. Treffpunkt ist am Parkplatz Zum Barbrok 1 in Paderborn-Sande.

Weitere Informationen und Bilder gibt es unter www.wilde-lippe.de.